Sparkassen in Baden-Württemberg verzeichnen steigende Kreditnachfrage
Neth: „Reformen und Bürokratieabbau müssen neue Wachstumsimpulse geben, zusätzlich zum Sondervermögen“.
Die 50 Sparkassen in Baden-Württemberg schauen auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2025 an der Seite ihrer Kundinnen und Kunden zurück. Die Bilanzsumme wuchs seit Mitte 2024 um 7,3 Mrd. Euro oder 3,0 Prozent auf 251,6 Mrd.
Euro und damit deutlich stärker als in den beiden davorliegenden Perioden. „Wir stellen fest, dass die Wirtschaft in Baden-Württemberg im Begriff ist, den Einbruch der letzten beiden Jahre langsam zu überwinden. Das ist sehr erfreulich“, sagte Dr. Matthias Neth, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), bei der Vorstellung der Zahlen heute in Stuttgart.
Pressemitteilung
In den letzten 12 Monaten ist der Bestand der Kundeneinlagen bei den Sparkassen wieder deutlicher gewachsen. Es kamen 6,3 Milliarden Euro dazu. Dies ist ein Plus von 3,7 Prozent im Vergleich zum Juni 2024 und gleichzeitig der höchste Anstieg seit dem Pandemiejahr 2021. Zum Stichtag 30. Juni 2025 vertrauten die Menschen in Baden-Württemberg ihren Sparkassen fast 178 Milliarden Euro an.
Den größten Zuwachs hatten die baden-württembergischen Sparkassen im Bereich Privatkunden mit rund 4,1 Milliarden Euro.
Auch das Kreditgeschäft entwickelte sich positiv. Zum 30. Juni 2025 hatten die Sparkassen in Baden-Württemberg Kredite im Volumen von 168,9 Milliarden Euro ausgereicht. Damit stieg das Kreditvolumen im Vergleich zum Juni 2024 um 3,3 Milliarden Euro bzw. +2,0 Prozent. Das ist etwas mehr als im Vorjahreszeitraum (+1,1 Prozent), aber noch deutlich unter den Wachstumsraten der Jahre davor (Juni 2023: 4,1 Prozent; Juni 2022: 7,5 Prozent; Juni 2021: 5,1 Prozent).
Mehr Menschen wagen wieder den Schritt in die eigenen Vier Wände
Erfreulich ist, dass wieder mehr Privatpersonen den Schritt in die eigenen vier Wände wagen. Die Nachfrage nach privaten Immobilienfinanzierungen bei den Sparkassen in Baden-Württemberg hat sich spürbar belebt. Die Zusagen für private Immobilienkredite sind in den ersten sechs Monaten 2025 auf 5,1 Milliarden Euro gestiegen. Allerdings befindet sich die private Wohnimmobilienkreditvergabe nach wie vor auf einem niedrigen Niveau - insbesondere für den Neubau.
„Aktuell erwerben die Menschen in erster Linie Bestandsimmobilien. Für die Schaffung von dringend benötigtem neuem Wohnraum braucht es Vereinfachungen und Kostensenkungen am Bau sowie eine verbesserte staatliche Förderung“, so Dr. Matthias Neth. Die Novellierung der Landesbauordnung in Baden-Württemberg und auch das von der Bundesregierung angestoßene „Bau-Turbo“-Gesetz zeigten jedoch in die richtige Richtung.
Vertrauen in die konjunkturelle Belebung steigt
Positiv entwickelten sich auch die Kredite an Unternehmen und Selbständige. Die Sparkassen in Baden-Württemberg haben in den ersten sechs Monaten 7,1 Mrd.
Euro an Krediten an Unternehmen und Selbständige neu zugesagt. Das ist ein Plus von 11,2 Prozent. Insgesamt standen 81,3 Mrd. Euro an Krediten an diese Zielgruppe in den Büchern der Sparkassen. Begleitet wird dies von einem optimistischeren Blick auf die weitere Entwicklung. Laut S-Finanzklimaindex, den die DekaBank bei allen deutschen Sparkassen ermittelt, verzeichnen die Sparkassen in ihren Geschäftsgebieten eine bessere Geschäftslage ihrer Unternehmenskunden als zu Beginn des Jahres.
„Wir stellen fest, dass das Vertrauen in die konjunkturelle Belebung langsam wächst. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit die grundsätzliche Einigung im Zollkonflikt der USA mit der EU dazu beträgt und tatsächlich die Unsicherheit für Unternehmen abbaut. Fest steht, dass die höheren Zölle belasten. Das ist für Regionen mit einem hohen Industrie- und Exportanteil wie Baden-Württemberg besonders entscheidend. Hinter der gewachsenen Zuversicht der Unternehmen verbirgt sich vermutlich in Teilen auch die Hoffnung auf die neue Bundesregierung und ihre zusätzlichen Ausgaben durch das Sondervermögen für Infrastruktur und für den Bereich Sicherheit“, sagte Sparkassenpräsident Dr. Matthias Neth. „Unternehmen brauchen jetzt Freiräume für unternehmerisches Handeln, und zwar in erster Linie weniger Bürokratie, weniger Regeln und niedrigere Lohnnebenkosten.
Die Politik hat das erkannt. Jetzt muss sie aber auch handeln. Wir begrüßen daher ganz klar auch das neue Investitionssofortprogramm der Bundesregierung und die Vorschläge der EU-Kommission zu den EU-Omnibuspaketen, mit denen etwa die Vorgaben in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und in der Taxonomie vereinfacht werden sollen.“
Regionale Präsenz von Sparkassen sichert hohe Kundenbindung im Unternehmenskundengeschäft
Mit ihrem Multikanalangebot überzeugen Sparkassen auch ihre Unternehmenskunden. Das Ergebnis sind 60 Prozent Kundenreichweite, ein Marktanteil von 44 Prozent bei Haupt- bzw. Exklusivbankverbindung und Bestwerte in Umfragen bei der Kundenbindung. Zwar betreiben 85 Prozent der Unternehmenskunden von Sparkassen Online-Banking, jedoch ist für die Unternehmen bei ihrer Wahl der Sparkasse als Hausbank vor allem eines entscheidend: die regionale Nähe der Sparkasse und ihre Präsenz vor Ort mit Filialen und persönlichen Ansprechperson.
Seit 2016 ist die Bedeutung schneller Erreichbarkeit und kurzer Entfernung zu einer Filiale für Unternehmenskunden sogar noch wichtiger geworden. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung ist das auf den ersten Blick erstaunlich, auf den zweiten Blick jedoch nachvollziehbar.
Ralf Bäuerle, Verbandsgeschäftsführer des SVBW, erläuterte: „Die Unternehmenskunden haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Finanzierungsfragen rund um Kredit, Leasing und staatliche Fördermittel, das große Thema Nachhaltigkeit sowie im Einzelhandel die Frage nach sicheren und günstigen elektronischen Zahlverfahren für Endkunden. All das kann kein Call-Center leisten, bieten aber unsere Sparkassen vor Ort in der Beratung an. Das wird von den mittelständischen Unternehmen geschätzt und nachgefragt. Auch der Bargeldservice, den längst nicht mehr alle Wettbewerber bieten, wird von unseren gewerblichen und Unternehmenskunden als bedeutender Vorteil der Sparkassen gesehen.“ Die hohe Kundenzufriedenheit gerade bei Unternehmenskunden bestärke die Sparkassen laut Bäuerle darin, die Verbindung von persönlicher Beratung und digitalen Services immer weiter auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen.
Über den Sparkassenverband Baden-Württemberg:
Der Sparkassenverband Baden-Württemberg (SVBW) fördert das öffentliche Sparkassenwesen und die Zusammenarbeit innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.
Er stärkt die Position der 50 baden-württembergischen Mitgliedssparkassen als Dienstleister für ihre Kunden und verbessert gemeinsam mit den Sparkassen das Service- und Produktangebot. Der SVBW unterstützt die Sparkassen bei der Ausrichtung auf veränderte Rahmenbedingungen und ermöglicht den gemeinschaftlichen öffentlichen Auftritt mit den Verbundunternehmen.
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